Tausende von Büchern in meinem Bücherschrank - aber manche lohnen sich, einfach noch einmal gelesen zu werden. Jeden Tag ein neuer Vorschlag für ungewöhnliche Lesestunden - Ein wildes Sammelsurium des geschriebenen Wortes.
Dieses mal ein Roman von 1976 (Deutschland: 1980):

Tom Sharpe: Puppenmord (Orig.: Wilt)


Meine Wertung: Wertung: 5 von 5 Sternen

Tom Sharpe ist ein eigenwilliger Vertreter des schwarzen, britischen Humors, der besonders in den siebzigern und achzigern sehr erfolgreich seine Bücher veröffentlicht hat. Rund 20 Bücher sind es bis heute, und Ende der Achziger bis Mitte der neunziger erlebte er in Deutschland mit den Taschenbuchausgaben einen Höhepunkt der Bekannheit.
Tom Sharpe beschreibt in seinen Büchern eigentlich ganz normale Menschen, die auch soweit ganz normal handeln - wobei das Ergebnis Ihrer Taten aber mit den Worten zusammenzufassen ist: "Schlimmer gehts immer".


So z.B., wenn der Schullehrer Wilt (eine immer wiederkehrende Sharpe'sche Hauptfigur) einen kleingewachsenen Menschen überfährt und die leiche im Kofferraum abtransportiert, um dann festzustellen, dass er das Blut nicht mehr aus dem Auto herausbekommt.
In seiner Panik kommt er auf die (nachvollziehbare) Idee, das Auto mit leicht geöffneter Heckklappe durch die Waschstrasse zu fahren. Die nun folgende, detaillierte und plastische Beschreibung, was die Reinigungswalze der Waschstrasse mit der Heckklappe, dem Kofferraum und dem Rest des Autos in den weiteren Minuten anstellt, ist göttlich. Man muss es einfach gelesen haben.
Seine Sprache ist feinsinnige Beschreibung, die Situationen, die er in seinen Handlungen erzeugt, sind aber chaotisch und immer absolut peinlich.

Ein wiederkehrendes Thema in Sharpes Büchern ist die liberale, oftmals stramm links stehende englische Intellektuellenszene und das einhergehende Auftreffen von politischer Theorie und Realität. Dazu die Tücke des Objekts im allgemeinen.

Des weiteren hat er sich Anfang der Siebziger in mehreren Büchern mit der südafrikanischen Rassentrennung beschäftigt, bei der die weiße Apartheit-Sichtweise dermaßen zur Sprache des Buches wird ("Nein, keine Angst, Sie haben niemand getötet. Es war nur ein Kaffer. Das ist dann kein Mord."), dass man manchmal nicht recht weiß, ob man lachen soll, oder doch lieber peinlich berührt ins Schweigen verfallen soll.

Wie auch immer, Puppenmord, das 1989 auch (ganz erfolgreich, finde ich) verfilmt wurde, ist der richtige Einstieg für die Buchwelt von Tom Sharpe.
Das Buch ist genialer britischer Humor, unbedingt lesenswert!
Der Beitrag wurde am Montag, 7. Februar 2011 veröffentlicht und wurde unter dem Topic 100 Buecher abgelegt.
'100 Books ~ Tag 10: Tom Sharpe - Puppenmord'

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