Tausende von Büchern in meinem Bücherschrank - aber manche lohnen sich, einfach noch einmal gelesen zu werden. Jeden Tag ein neuer Vorschlag für ungewöhnliche Lesestunden - Ein wildes Sammelsurium des geschriebenen Wortes.
Dieses mal ein Roman von 1991 (Deutschland: 1993):
Bret Easton Ellis: American Psycho (Orig.: American Psycho)
Meine Wertung: ??? !!!
Dieses Buch hat es geschafft, nach seinem Erscheinen in Amerikas liberaler Intellektuellenwelt eine Diskussion über das Verbot des Romans auszulösen - und dass in einem Land, dass die Freiheit der geschriebenen Meinung weit höher achtet, als das in Deutschland der Fall ist (das hin und her um die Indizierung von Norman Spinrad's Der stählerne Traum ist den älteren SF-Fans noch in Erinnerung).
American Psycho ist die Ich-Erzählung eines Psychopaten, der beruflich als reicher Börsenmakler arbeitet, dessen Hobbies Markenartikel, gewalttätiger Sex und das zu Tode Foltern von Frauen ist.
Wobei dieses seitenweise bis ins kleinste Detail beschrieben wird.
Bücher bauen normalerweise eine Schranke auf, die es dem Leser ermöglich, schreckliche Dinge nur bis zu den persönlichen Grenzen seiner Vorstellungsfähigkeit zu imaginieren: Der Satz "Er tötete ihn mit einem brutalen Schwerthieb" ist daher ohne Probleme auch von Kindern und Jugendlichen zu verkraften, wohingegen die realistisch-bildliche Darstellung des gleichen Sachverhalts weit über die Vorstellung vieler Betrachter hinausgeht (insbesondere, wenn derjenige nicht an einschlägige Filme aus dem Splatter-Milieu gewohnt ist).
Ich denke dabei an die das Kino verlassenden, völlig geschockten Gesichter von Kinobesuchern mittleren Alters, die Mel Gibsons Die Passion Christi gesehen haben, und deren Vorstellung von altrömischen Hinrichtungs- und Folterarbeit durch die eigene Phantasie bisher stark beschränkt und auf ein erträgliches Maß reduziert war.
Ellis Roman schafft es, durch die detaillierte Beschreibung von abartiger Grausamkeit diese Sperre im Kopf zu überwinden. Der Leser kann Dinge vor seinem inneren Auge sehen, die er sich bisher so nicht hat vorstellen können. Und die Gedanken und die Sprache des Mörders tun ein übriges, das Geschehen im Buch noch abartiger werden zu lassen, als es in der späteren Kino-Verfilmung die Bilder tun.
Man weiß, dass bestimmte Bilder und Erlebnisse im Kopf von Menschen etwas zerbrechen lassen können - wir nennen dies bei Helfern bei Katastrophen oder Kriegsteilnehmer dann posttraumatischen Schock, etwas, woran die Betroffenen manchmal ein Leben lang leiden.
Es ist umstritten, ob Bilder oder Bücher so etwas im Kopf auslösen können - viele Kinderpädagogen und Eltern würden dies bei Filmen bejahen.
Wenn es möglich ist, dass auch ein Buch so etwas auslösen kann, dann dieser Roman.
Ein Buch, bei dem auch ich drüber nachgedacht habe, ob man es aus grundsätzlichen Überlegungen nicht verbieten müsste. Und ich bis heute noch zu keiner abschließenden Meinung gekommen bin.
Dieses mal ein Roman von 1991 (Deutschland: 1993):
Bret Easton Ellis: American Psycho (Orig.: American Psycho)
Meine Wertung: ??? !!!
Dieses Buch hat es geschafft, nach seinem Erscheinen in Amerikas liberaler Intellektuellenwelt eine Diskussion über das Verbot des Romans auszulösen - und dass in einem Land, dass die Freiheit der geschriebenen Meinung weit höher achtet, als das in Deutschland der Fall ist (das hin und her um die Indizierung von Norman Spinrad's Der stählerne Traum ist den älteren SF-Fans noch in Erinnerung).
American Psycho ist die Ich-Erzählung eines Psychopaten, der beruflich als reicher Börsenmakler arbeitet, dessen Hobbies Markenartikel, gewalttätiger Sex und das zu Tode Foltern von Frauen ist.
Wobei dieses seitenweise bis ins kleinste Detail beschrieben wird.
Bücher bauen normalerweise eine Schranke auf, die es dem Leser ermöglich, schreckliche Dinge nur bis zu den persönlichen Grenzen seiner Vorstellungsfähigkeit zu imaginieren: Der Satz "Er tötete ihn mit einem brutalen Schwerthieb" ist daher ohne Probleme auch von Kindern und Jugendlichen zu verkraften, wohingegen die realistisch-bildliche Darstellung des gleichen Sachverhalts weit über die Vorstellung vieler Betrachter hinausgeht (insbesondere, wenn derjenige nicht an einschlägige Filme aus dem Splatter-Milieu gewohnt ist).
Ich denke dabei an die das Kino verlassenden, völlig geschockten Gesichter von Kinobesuchern mittleren Alters, die Mel Gibsons Die Passion Christi gesehen haben, und deren Vorstellung von altrömischen Hinrichtungs- und Folterarbeit durch die eigene Phantasie bisher stark beschränkt und auf ein erträgliches Maß reduziert war.
Ellis Roman schafft es, durch die detaillierte Beschreibung von abartiger Grausamkeit diese Sperre im Kopf zu überwinden. Der Leser kann Dinge vor seinem inneren Auge sehen, die er sich bisher so nicht hat vorstellen können. Und die Gedanken und die Sprache des Mörders tun ein übriges, das Geschehen im Buch noch abartiger werden zu lassen, als es in der späteren Kino-Verfilmung die Bilder tun.
Man weiß, dass bestimmte Bilder und Erlebnisse im Kopf von Menschen etwas zerbrechen lassen können - wir nennen dies bei Helfern bei Katastrophen oder Kriegsteilnehmer dann posttraumatischen Schock, etwas, woran die Betroffenen manchmal ein Leben lang leiden.
Es ist umstritten, ob Bilder oder Bücher so etwas im Kopf auslösen können - viele Kinderpädagogen und Eltern würden dies bei Filmen bejahen.
Wenn es möglich ist, dass auch ein Buch so etwas auslösen kann, dann dieser Roman.
Ein Buch, bei dem auch ich drüber nachgedacht habe, ob man es aus grundsätzlichen Überlegungen nicht verbieten müsste. Und ich bis heute noch zu keiner abschließenden Meinung gekommen bin.
Der Beitrag wurde am Sonntag, 6. Februar 2011 veröffentlicht und wurde unter dem Topic 100 Buecher abgelegt.
'100 Books ~ Tag 9: Bret Easton Ellis - American Psycho'
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