Dienstag, 22. Februar 2011
100 Books ~ Tag 25: Reiner Kunze - Die wunderbaren Jahre
Tausende von Büchern in meinem Bücherschrank - aber manche lohnen sich, einfach noch einmal gelesen zu werden. Jeden Tag ein neuer Vorschlag für ungewöhnliche Lesestunden - Ein wildes Sammelsurium des geschriebenen Wortes.
Dieses mal ein Prosaband von 1975

Reiner Kunze: Die wunderbaren Jahre


Meine Wertung: Wertung: 5 von 5 Sternen

In einer Zeit, in der Millionen von Menschen in arabischen und afrikanischen Staaten gegen Unterdrückung und Unfreiheit unter Einsatz Ihres Lebens aufbegehren, sollte einem wieder einmal bewußt werden, wie kostbar das Gut der persönlichen Freiheit ist, wie einfach sie einzuschränken ist, und wie brennend es denen danach dürstet, die unter Unfreiheit zu leiden haben. (Und wie leicht wir vergessen, was Unfreiheit wirklich bedeutet)
Reiner Kunze hat diesen dünnen Prosaband Mitte der Siebziger in der DDR geschrieben - er wurde verhaftet, und man legte ihm Nahe, die Ausbürgerung zu beantragen, wenn er nicht ins Gefängnis gehen wolle. Der Antrag von ihm und seiner Frau wurden binnen 3 Tage genehmigt.
Die wunderbaren Jahre zeigt die persönlichkeitsverformende Einwirkung jeder Diktatur gerade auf junge Menschen - zu einem Zeitpunkt, wo Aufbegehren und in Frage stellen zum normalen, wichtigen Persönlichkeitsprozess gehören.
Ein nachdenkenswertes Büchlein auch für Eltern, im täglichen erzieherischen Spannungsfeld von Leiten und Erziehen. Reiner Kunze schrieb übrigens außer seinem Bestseller Die wunderbaren Jahre noch andere, wunderschöne Lyrik, z.B. Wohin der Schlaf sich schlafen legt: Gedichte für Kinder - für die Größeren die einen, die andern für die Kleinen. Was zeigt, dass Kunze mehr ist als ein manchmal im deutschlandpolitischen Minenfeld vereinnamter Autor.

Der Titel? Er stammt von Truman Capotes Grasharfe:
Ich war elf, und später wurde ich
sechzehn. Verdienste erwarb ich
mir keine, aber das waren die
wunderbaren Jahre


Unterschreibe ich jederzeit.
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