Kurzgeschichten sind eine ganz besondere Sorte von Literatur: Kompakte Geschichten, verdichtet auf das Wesentliche. Die Kunst, mit wenigen Worten trotzdem große Dinge zu erzählen. Hier eine Sammlung meiner liebsten 100 Kurzgeschichten, von Science Fiction, über Krimi bis Horror. Alle ungewöhnlich. Alle lesenswert.
(Dabei verwende ich die Bezeichnung "Kurzgeschichte" in einer sehr weiten Definition : Siehe auch meine Einleitung)
Dieses mal eine Science Fiction Kurzgeschichte von 1978:
Barry B. Longyear - Du, mein Feind
Originaltitel: Enemy Mine
entnommen aus: Isaac Asimov's Science Fiction Magazine 7 1980
Meine Wertung:
Im Laufe der Jahre wurde mir irgendwann bewußt, wie viele der Kinofilme auf Romanen und Kurzgeschichten basieren. Und bei denen die Drehbuchautoren (manchmal verzweifelt) versuchen, den Zauber und den Stil eines Buchs in einen Kinospektakel zu transformieren - und um damit manchmal grandios zu scheitern. Der Zauber eines Buches ist aber nicht zwangsläufig der Zauber auf der Leinwand, und so ist der Wandel des Erzählstils und die Veränderung der Erzählweise die große Herausforderung des Kinos (kann auch super funktionieren: Man denke nur an Stephen Kings "Shining"!)
In den meisten Fällen steht also am Anfang eine Geschichte (und in sehr vielen Fällen sind es interessanter Weise Kurzgeschichten), die als Besonders erkannt werden - und natürlich macht es einem besondere Freude, wenn man selber die Vorlage als Herausragend erkannt hat.
Ein bisschen Stolz bin ich daher schon, dass ich 1980 eine SF-Novelle von einem Barry B. Longyear als etwas ganz Besonderes erkannte - und ganz ohne dass mir bewußt war, dass die Geschichte gerade mal ein Jahr vorher sowohl den Nebula-Award wie auch den HUGO gewonnen hatte. Denn nichts davon war verkaufsfördernd auf dem Cover des Taschenbuchs oder bei der Geschichte selber erwähnt (Manchmal sind auch Lektoren Schnarchnasen!) - Mein Taschenbuch trägt noch nicht die gelbe Binde mit dem Hinweis bei einer späteren Auflage...
Das Buch handelt von zwei gestrandeten Kämpfern eines zukünftigen Krieges auf einem Planeten - abgeschnitten von ihren jeweiligen Flotten. Doch beide finden einen Weg, trotz ihrer gegenseitigen Fremdartigkeit sich zu akzeptieren, und im Anderen das bewußte Lebewesen zu sehen. Als sich herausstellt, dass der fremdartige Drag ein Kind bekommt, verspricht ihm Willis, das Kind in der Kultur der Drags zu unterweisen. Besonders wichtig dabei das Auswendiglernen der gesamten Vorfahrenlinie, über die sich der Drag in seiner Gesellschaft definiert.
Der Drag stirbt bei der Geburt des Kindes, und Jerry versucht, das Kleine am Leben zu erhalten und es sowohl in der Menschlichen wie in der Dragschen Kultur zu unterweisen. Doch als sie nach Jahren gerettet werden (ein Friedensvertrag ist in Kraft getreten), werden Sie getrennt. Willis versucht, den jungen Drag, der wie ein Sohn für ihn geworden ist, wiederzusehen, doch er stößt auf überraschende Schwierigkeiten.
Die Idee, zwei Todfeinde zusammen stranden zu lassen, auf dass man einander als Mensch erkenne, ist nicht neu. Aber selten ist eine solche Idee so konsequent von der Basis Mensch zu Mensch zu einem fremdartigeren Hintergrund gebracht worden - wobei natürlich gewisse Gemeinsamkeiten vergleichbar gewählt wurden: Kinder, Familie, Kultur. Was bleibt von uns nach unserem Tod? Also letztlich doch Gemeinsamkeiten, trotz aller Fremdheit. Ein zutiefst philosophischer Roman, verpackt in die unschuldigen Verständnisfragen eines jungen Draks. Und natürlich ein Roman über Freundschaft. Manchmal tieftraurig und melancholisch.
Umso schlimmer, was daraus im Film "Enemy Mine" gemacht worden ist. Für sich vielleicht ein bombastisches B-Movie-Spektakel, ist es aber unter Betrachtung der Vorlage ein Verbrechen am Buch. Sorry, das hat diese phantastische Novelle nicht verdient.
(Dabei verwende ich die Bezeichnung "Kurzgeschichte" in einer sehr weiten Definition : Siehe auch meine Einleitung)
Dieses mal eine Science Fiction Kurzgeschichte von 1978:
Barry B. Longyear - Du, mein Feind
Originaltitel: Enemy Mine
entnommen aus: Isaac Asimov's Science Fiction Magazine 7 1980
Meine Wertung:
Im Laufe der Jahre wurde mir irgendwann bewußt, wie viele der Kinofilme auf Romanen und Kurzgeschichten basieren. Und bei denen die Drehbuchautoren (manchmal verzweifelt) versuchen, den Zauber und den Stil eines Buchs in einen Kinospektakel zu transformieren - und um damit manchmal grandios zu scheitern. Der Zauber eines Buches ist aber nicht zwangsläufig der Zauber auf der Leinwand, und so ist der Wandel des Erzählstils und die Veränderung der Erzählweise die große Herausforderung des Kinos (kann auch super funktionieren: Man denke nur an Stephen Kings "Shining"!)
In den meisten Fällen steht also am Anfang eine Geschichte (und in sehr vielen Fällen sind es interessanter Weise Kurzgeschichten), die als Besonders erkannt werden - und natürlich macht es einem besondere Freude, wenn man selber die Vorlage als Herausragend erkannt hat.
Ein bisschen Stolz bin ich daher schon, dass ich 1980 eine SF-Novelle von einem Barry B. Longyear als etwas ganz Besonderes erkannte - und ganz ohne dass mir bewußt war, dass die Geschichte gerade mal ein Jahr vorher sowohl den Nebula-Award wie auch den HUGO gewonnen hatte. Denn nichts davon war verkaufsfördernd auf dem Cover des Taschenbuchs oder bei der Geschichte selber erwähnt (Manchmal sind auch Lektoren Schnarchnasen!) - Mein Taschenbuch trägt noch nicht die gelbe Binde mit dem Hinweis bei einer späteren Auflage...
Das Buch handelt von zwei gestrandeten Kämpfern eines zukünftigen Krieges auf einem Planeten - abgeschnitten von ihren jeweiligen Flotten. Doch beide finden einen Weg, trotz ihrer gegenseitigen Fremdartigkeit sich zu akzeptieren, und im Anderen das bewußte Lebewesen zu sehen. Als sich herausstellt, dass der fremdartige Drag ein Kind bekommt, verspricht ihm Willis, das Kind in der Kultur der Drags zu unterweisen. Besonders wichtig dabei das Auswendiglernen der gesamten Vorfahrenlinie, über die sich der Drag in seiner Gesellschaft definiert.
Der Drag stirbt bei der Geburt des Kindes, und Jerry versucht, das Kleine am Leben zu erhalten und es sowohl in der Menschlichen wie in der Dragschen Kultur zu unterweisen. Doch als sie nach Jahren gerettet werden (ein Friedensvertrag ist in Kraft getreten), werden Sie getrennt. Willis versucht, den jungen Drag, der wie ein Sohn für ihn geworden ist, wiederzusehen, doch er stößt auf überraschende Schwierigkeiten.
Die Idee, zwei Todfeinde zusammen stranden zu lassen, auf dass man einander als Mensch erkenne, ist nicht neu. Aber selten ist eine solche Idee so konsequent von der Basis Mensch zu Mensch zu einem fremdartigeren Hintergrund gebracht worden - wobei natürlich gewisse Gemeinsamkeiten vergleichbar gewählt wurden: Kinder, Familie, Kultur. Was bleibt von uns nach unserem Tod? Also letztlich doch Gemeinsamkeiten, trotz aller Fremdheit. Ein zutiefst philosophischer Roman, verpackt in die unschuldigen Verständnisfragen eines jungen Draks. Und natürlich ein Roman über Freundschaft. Manchmal tieftraurig und melancholisch.
Umso schlimmer, was daraus im Film "Enemy Mine" gemacht worden ist. Für sich vielleicht ein bombastisches B-Movie-Spektakel, ist es aber unter Betrachtung der Vorlage ein Verbrechen am Buch. Sorry, das hat diese phantastische Novelle nicht verdient.
Der Beitrag wurde am Freitag, 14. Dezember 2012 veröffentlicht und wurde unter dem Topic 100 Kurzgeschichten abgelegt.
'100 Kurzgeschichten ~ Tag 13: Barry B. Longyear - Du, mein Feind'
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