Kurzgeschichten sind eine ganz besondere Sorte von Literatur: Kompakte Geschichten, verdichtet auf das Wesentliche. Die Kunst, mit wenigen Worten trotzdem große Dinge zu erzählen. Hier eine Sammlung meiner liebsten 100 Kurzgeschichten, von Science Fiction, über Krimi bis Horror. Alle ungewöhnlich. Alle lesenswert.
(Dabei verwende ich die Bezeichnung "Kurzgeschichte" in einer sehr weiten Definition : Siehe auch meine Einleitung)

Dieses mal eine Spionage Kurzgeschichte von 1960:

Ian Fleming - Duell mit doppeltem Einsatz
entnommen aus: Tod im Rückspiegel 1978

Meine Wertung: Wertung: 5 von 5 Sternen

Auf die Frage, was man denn von "James Bond" halte, bekommt man jederzeit und immer von seinem Gegenüber irgendeine definitive Meinung genannt, die von "Super Filme" bis zu "Schaue ich mir grundsätzlich nicht an" reicht. Ich habe es allerdings aufgegeben, darauf hinzuweisen, dass ich die Romane über den Agenten mit der Doppel-Null meine. Denn dass die Bücher vor den Filmen da und in den 60ern echte Buch-Bestseller waren, weiß kaum einer.
Dabei sind die Romane durchaus klasse geschrieben, mit einer Tiefe der Romanfigur, die man anhand der Filme gar nicht erwarten würde (vielleicht mit Ausnahme des aktuellen Bond-Streifens), und vor allem mit einem Ernst über das Geschäft der Spionage und des Tötens, das weit über das übliche Action-Geschreibsel hinausreicht.
Der Autor war vor seiner Schriftstellerkarriere im Krieg für den britischen Nachrichtendienst tätig, und danach als Diplomat, bevor er sich als Schriftsteller selbständig machte (und 1964 viel zu früh starb).
Der Bond, den Fleming in seinen Büchern beschreibt, ist zwar ein Lebemann und Womanizer - hat aber auch mit dem knappen Gehalt im Staatsdienst und seinen Hobbys wie dem eigenhändigen Restaurieren seines Aston Martins zu kämpfen. Er ist als Figur in Buchform viel glaubwürdiger und realistischer, als jede Super-Gadget-Acrtion-Abziehfigur, zu der er in den meisten Filmen mutierte. Der Superwaffenschnickschnack stammt im übrigen auch nicht aus den Romanen.
Und wer das lapidare Diskutieren des Spionagegeschäftes im kalten Krieg und den bedenkenlosen Umgang mit dem "Feind" als unglaubwürdig betrachtet, der sollte sich vergegenwärtigen, dass in dieser Zeit Europa von Millionen von ganz normalen Menschen bevölkert war, die nur ein paar Jahre vorher eigenhändig mit der Waffe in der Hand gekämpft und getötet haben. Wer diesen Hintergrund im Kopf behält, kann in den inneren Monologen des Helden durchaus einen Widerhall einer Generation wiederfinden, die festgestellt hat, dass das Töten von anderen Menschen so einfach und so schrecklich lapidar sein kann, wenn nur der richtige innere Beweggrund vorhanden ist.
Im Lichte dessen ist die Kurzgeschichte "Das Duell" eine interessante Betrachtung vom Übergang vom "Feind" zu "Mensch". Eine Episode in Berlin vor dem Bau der Mauer, wo sich Bond und ein russischer Scharfschütze verborgen gegenüberliegen, der Russe mit dem Auftrag, den Übertritt eines britischen Agenten von Ost nach West zu unterbinden, Bond mit dem Auftrag, dies zu verhindern und den Schützen zu töten. Lesenswert.
Der Beitrag wurde am Donnerstag, 13. Dezember 2012 veröffentlicht und wurde unter dem Topic 100 Kurzgeschichten abgelegt.
'100 Kurzgeschichten ~ Tag 12: Ian Fleming - Duell mit doppeltem Einsatz'

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