Tausende von Büchern in meinem Bücherschrank - aber manche lohnen sich, einfach noch einmal gelesen zu werden. Jeden Tag ein neuer Vorschlag für ungewöhnliche Lesestunden - Ein wildes Sammelsurium des geschriebenen Wortes.
Dieses mal ein Kinderbuch von 1997:

Sergio Aragonés: Total verrückt

Meine Wertung: Wertung: 5 von 5 Sternen

Die Welt der Jugend teilte sich jahrzentelang in zwei (allerdings nicht gleich große) Gruppen von Menschen: Die, die MAD lasen, und die, die das nicht taten. (Es gibt noch eine radikalere dritte Gruppe, die der Meinung war, dass MAD-Lesern wegen erwiesener Geisteskrankheit das aktive und passive Wahlrecht entzogen werden sollte).

Hatte ich schon erwähnt, dass ich zu den überzeugten MAD-Lesern gehörte?

Das deutsche MAD (als Ableger des amerikanischen Originals) hatte in den Siebzigern und den Achzigern seine Hoch-Zeit, eng verbunden mit dem deutschen Chefredakteur Herbert Feuerstein (dem späteren Showpartner in Schmidteinander mit Harald Schmidt), der den Stil des deutschen MAD entscheident prägte und neben der zugehörigen Lautmalerei (KRAWABUMM, TSCHABADONG) einen eher bürgerlich/loriot'schen Humor prägte. MAD war subversiv mit feiner Feder: Grundsätzlich keine Werbung (da man sich eh über jedes Produkt und jede Werbung lustig machte), und eine feine Beobachtung des Menschen und jeglicher menschlichen Schwächen, wunderbar umgesetzt in Bild und lockerem Text (Feuerstein übersetzte und textete das Heft praktisch alleine).

Zu den Glanzlichtern der MAD Hefte gehört der Cartoonist Sergio Aragonés, dessen vielfach wortlose (Strich-) Zeichnungen zum genialsten, aber oft auch zum übersehensten Bestandteil jedes MAD-Heftes gehörten - denn seine Spezialität waren Randzeichnungen auf den Seiten: Kleine ein- oder zwei-Bilder Cartoons, die sich an den Rand der anderen Beiträge des Heftes quetschten. Unglaublich, wie man mit einem Bild ganze Geschichten erzählen kann.
Es gibt und gab von Aragonés diverse Sammelbände aus den unterschiedlichsten verlagen (oftmals auch als Sonderbände von MAD). Antiquarisch und Neu ist viel zu bekommen, bei seinen wortlosen Geschichten darfs gerne auch eine amerikanische Ausgabe sein.




Seltsam übrigens, dass der "klassische" deutsche MAD-Humor den Abgang von Herbert Feuerstein nicht überlebte. MAD hat seither eine wechselvolle Geschichte hinter sich, mit mehr deutschen Beiträgen (deswegen nicht unbedingt besser), mit Farbdruck, unterschiedlichen Erscheinungsrhythmen und jetzt doch Werbung im Heft. Der Humor ist subtil anders. Schade.
'Not my cup of tea', wie der Engländer sagen würde.
Der Beitrag wurde am Montag, 25. April 2011 veröffentlicht und wurde unter dem Topic 100 Buecher abgelegt.
'100 Books ~ Tag 79: Sergio Aragonés TOTAL VERRÜCKT !'

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