Die nachfolgende Satire von mir ist in den ANDROMEDA NACHRICHTEN 282 des Science Fiction Club Deutschland e.V. erstmalig erschienen

Neues aus der Asimov-Kellerbar: Neue Jugend braucht das Land
von Klaus Marion

Der Science Fiction Club Deutschland leidet seit langem an einer Überalterung seiner Mitgliederstruktur. Gott sei Dank ist es den verantwortlichen Gremien gelungen, diesen schwierigen Trend umzukehren und das Gesicht des SFCD in neuer Jugendlichkeit erstrahlen zu lassen.

Der Abend in der Asimov-Kellerbar war wieder einmal ruhig und ohne Aufregung verlaufen. Gut, ein Bild von Klaus N. Frick wurde von leicht alkoholisierten Fans an der Dartscheibe befestigt und unter Absingung von Schmährufe gegenüber fantastischen Heftserien für Zielübungen verwendet, und bei einem Toilettengang kam es zu einem Zwischenfall, bei dem in die alte Schreibmaschine des hoffnungsvollen Nachwuchsautors Franck Aussenstein von unbekannter Hand ein bis zwei große Bier geschüttet wurden (ein Vorfall, der vom Kneipenwirt der ersten und einzigen wahren Science Fiction Kneipe und -Bar Deutschlands als nicht nachhaltiger Umgang mit wertvollem Gerstensaft zutiefst missbilligt wurde). Doch dies war keinen hochkochenden Emotionen unter Fans oder echter menschlicher Abneigung geschuldet, sondern gestaltete sich eher als ein Ausdruck der notwendigen Durchführung fannischer Rituale.
In den sommerlichen Hitzetagen war Rudi Gerstners kühle Asimov-Kellerbar auch für viele Nichtfans ein bevorzugtes Ausflugsziel, so dass an diesem Abend ein durchaus gemischtes Publikum zu beobachten war.
Interessant fand ich dabei die im Hintergrund vor dem an der Rückwand befindlichen, halb fertig gemalten Flugdrachen, sitzende Gruppe von betagten Senioren, die trotz offensichtlich fortgeschrittenem Alter eine Runde Bier nach der anderen orderten.
Ich winkte Rudi herbei.
„Was könntest Du mir denn heute empfehlen?“
„Einen EDMS könnte wäre wohl angesagt!“
„Was ist das denn?“
„Den habe ich in den die Eckart D. Marwitz Gedächtniswochen kreiert. Der EDM Spezial hat einen ganz eigenen fruchtigen Geschmack, deutliche Kanten und eine durchaus freundliche Note im Abgang!“
Ich nickte Rudi zustimmend zu und griff nach einem der auf der Bar ausliegenden Büchern.
„Nettle & Bone von T. Kingfisher?“
„Fantasy, steht dieses Jahr auf der Nominierungsliste für den Nebula Award. Sehr empfehlenswert! Für mich absolut ein Favorit.“
Ich blätterte durch den schon etwas abgegriffenen Paperback.
„Ich sehe es mir gerne mal an. Wer ist denn eigentlich diese Seniorengruppe da hinten in der Ecke?“
Rudi beugte sich etwas vor und blickte vorsichtig nach beiden Seiten.
„Das bleibt unter uns, klar? Das ist der erweiterte SFCD-Vorstand, zusammen mit der Strategiegruppe ‚Jugendlichkeit im Science Fiktion Verein Deutschland e.V.‘. Es handelt sich um den jährlichen Geheimtreff zur Prüfung der Umsetzung des „Langzeitplan strategische Club Verjüngung, kurz LangStraCluVer.“
Ich kniff meine Augen zusammen. Tatsächlich kamen mir einzelne Personen wage bekannt vor. Trotzdem machten die Anwesenden alle den Eindruck, als ob sie schon weit über 80 wären. Ich blickte Rudi fragend an, während dieser ein bauchiges Glas mit einem Sonnenschirmchen vor mich stellte.
„Hier, Dein Eckardt D. Marwitz Spezial. Prost!“
„Danke. Aber noch einmal zu dieser Gruppe dahinten. Was soll das für ein Plan sein?“
„Nun, Du weißt doch, dass sich die Altersstruktur im SFCD schon seit Jahren immer weiter nach oben verschiebt. Es fehlen die jugendlichen Neumitglieder. Und auch Fans, die sich im Vorstand oder bei den Publikationen engagieren, sind Mangelware! Und da hat der Vorstand schon vor 15 Jahren beschlossen, dass jetzt dramatische Maßnahmen ergriffen werden müssen!“
„Ah, jetzt verstehe ich! Einbinden von Neumitgliedern, Mentorship für interessierte Fans, gezielte Werbekampagnen bei jugendlichen SF-Lesern! Gründung von Arbeitsgruppen nur für die jüngsten Mitglieder im Club. Systematische Förderung von Mitgliedern, um Sie auf die Übernahme von Vorstandsposten vorzubereiten? Volle Digitalisierung aller Veröffentlichungen und Bereitstellung in den sozialen Medien?“
„Jetzt bleib doch mal ernst! Nein, wichtig ist, das Gesicht des Vereins jugendlicher zu machen!“
„Jugendlicher machen?“
„Ja, als erstes wurden die in den Sozialen Medien veröffentlichten Bilder und Logos der Vorstandsmitglieder deutlich verjüngt. Hier waren jahrzehntealte Fotoalben hilfreich, aber auch historische Schnappschüsse von anderen Fans. Dazu die gezielte Änderung bei Ausdrucksweise und Formulierungen. Nie mehr ein langweiliges ‚Liebe Mitgliederinnen und Mitglieder, es freut mich besonders, Sie heute hier bei dieser außerordentlichen Clubveranstaltung aufs herzlichste begrüßen zu können!‘ Das lockt doch keinen jungen Fan mehr hinter dem Ofen hervor. Besser ist doch da ein ‚Hey Leute, ich bin mega happy, dass Ihr alle heute hier bei diesem krassen Event am Start seid. Lasst uns richtig abgehen und die Party rocken!‘
Seither sind die Events mit unserem Vorsitzenden immer ein ganz besonderes Ereignis!“
„Du willst damit sagen, dass er in Wirklichkeit älter…“
„Das war ja der Plan! 15 Jahre lang hat ein ganzes Team an diesem Projekt gearbeitet! Jedes Jahr wurden die Geburtsdaten und Altersangaben in Wikipedia und in den SFCD-Publikationen immer weiter verändert. Inzwischen haben wir fast 20 Jahre zurückgedreht. Wichtig war natürlich, dass auch keine Geburtsdaten von Mitgliedern mehr in den Publikationen veröffentlicht werden. War hart, aber wir haben die Geburtstagswünsche gestrichen und behauptet, es läge am Datenschutz… Clever, oder?“
„Ja, aber das kann doch nicht sein. Ich habe doch den Vorstand beim letzten Con live gesehen… Ich meine, wie…“
„Die sind alle über 80! Ja, ein Meisterwerk der Maskenbildnerei. Es wird gemunkelt, dass das tägliche Anpassen der Latexmasken über 3 Stunden dauert. Das ist echt hart! Aber es muss sein! Und inzwischen arbeiten wir mit arbeitslosen Schauspielern als Double. Wir müssen nur vorsichtig sein, die halten einfach zu gute Ansprachen. Schauspieler eben. Das wirkt dann unglaubwürdig.“
„Wie ist denn der Altersdurchschnitt beim SFCD tatsächlich?“
Rudi beugte sich vor: „Soll im letzten Jahr auf 75 gestiegen sein, aber das ist nur ein unbestätigtes Gerücht! Ich halte es immer noch für geschönt…“
„Wow. Das war mir gar nicht bewusst…“
„Und das alles kostet echt Zeit. Deswegen auch der Geschäftsführer, der sich speziell darum kümmert. Conlokale mit altengerechten Zugängen ohne Treppen, Schonkost beim Conessen, kein Alkohol an der Bar für Vorstände…“
„Kein Alkohol, das soll doch ein Witz sein?!“
„Doch, ich habe dafür eine eigene Abfüllung von getarntem alkoholfreiem Bier aufgezogen und dem Vorstand zukommen lassen! Das macht Eindruck! Was glaubst Du, was die da hinten bechern?“
Ich war jetzt wirklich betroffen.
„Und das funktioniert?“
„Klar! Der SFCD kommuniziert für den Vorstand mit allen Personen ein Durchschnittsalter von 58 Jahren! Harte Arbeit, aber so schaffen wir es, dass der SFCD in der Öffentlichkeit wieder ein richtig jugendliches Gesicht bekommt!“




Exotischer Mixgenuss: Eckart D. Marwitz Spezial Cocktail

Zutaten:
• 20 ml Bombay Gin
• 30 ml Belzasar (süß)
• 10 ml Ramazotti
• 10 ml Southern Comfort
• 60 ml Ananassaft
• 30 ml Limettensaft
• Zitronenlimonade zum Auffüllen
• Eiswürfel
• Ananas- oder Limettenscheibe sowie ein Papierschirmchen zur Dekoration

Zubereitung:
1. Fülle einen Shaker zur Hälfte mit Eiswürfeln.
2. Gieße Bombay Gin, Belzasar, Ramazotti, Southern Comfort, Ananassaft und Limettensaft in den Shaker.
3. Verschließe den Shaker gut und schüttle kräftig, damit sich alle Zutaten gut vermischen und das Getränk schön kühl wird.
4. Nimm ein Cocktailglas und fülle es mit einigen Eiswürfeln.
5. Gieße den Cocktail durch ein Barsieb in das Glas, um das Eis und etwaige Rückstände zurückzuhalten.
6. Jetzt nach Belieben mit Zitronenlimonade auffüllen
7. Dekoriere den Cocktail mit einer Ananas- oder Limettenscheibe am Glasrand sowie mit einem Papierschirmchen

Serviere den exotischen EDM Spezial Cocktail sofort und genieße ihn in vollen Zügen, während Du in Gedanken auf Ecki anstößt!

(c) Klaus Marion
Der Beitrag wurde am Freitag, 29. März 2024 veröffentlicht und wurde unter dem Topic Satiren Asimov-Keller-Bar abgelegt.
'Neues aus der Asimov-Kellerbar: Neue Jugend braucht das Land'

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