Die Tribute von Panem (The Hunger Games)
Meine Wertung: !!!
Es gibt wirklich Situationen mit blödem Timing. So zum Beispiel Bücher zu besprechen, wenn alle Welt über die Buchverfilmung diskutiert.
Ich tue es trotzdem, einfach weil die Bücher so gut sind.
In einem Kraftakt unter Nutzung von Ostern und etwas Urlaub habe ich auch noch Band 2 und Band 3 der Trilogie gelesen. Klasse. Bin wirklich beeindruckt.
Dabei ist das Dümmste, was man momentan lesen kann, die Unterstellung, die Bücher wären ein Plagiat anderer Geschichten und Verfilmungen.
Das ist Unsinn. Natürlich gibt es zuhauf Beispiele für die Ideen, die in diesen Büchern verarbeitet werden. Aber das ist so, als ob man sich darüber mokiert, dass jemand eine Geschichte mit Raumschiffen schreibt, weil es doch schon Star Trek andere gegeben habe.
Im Buch ist die Idee Vehikel und Hintergrund für die Personen und ihre Handlungen.
Hier meine 10 Gründe, warum ich die Bücher so toll finde:
1) Überraschende Handlung
Die Handlung ist zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar. Immer wenn man denkt, man hat den Dreh raus, driftet die Geschichte in eine Richtung, mit der man gar nicht gerechnet hat.
2) Keine Überlebensgarantie für keine der Personen
Die Autorin geht hart und unsentimental mit vielen liebgewonnenen Personen um. Keine der Hauptpersonen hat eine Überlebensgarantie, und am Schluss war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob die Kerntruppe überhaupt überleben wird. Auch hier: überraschende Handlung
3) Für Jugendliche und Erwachsene geeignet
In einer Rezension habe ich gelesen: 3 Romane, die man mit 14 heiß und innig liebt, aber ohne rot zu werden auch von über 35-jährigen gelesen werden können. Stimmt. Klassen besser als des in dieser Hinsicht vergleichbare Harry Potter.
4) Sehr tiefschürfende Themen
Jugendbücher im besten angelsächsischen Sinn: Themen wie "Leben in der Diktatur", "Freiheitskampf oder Kollaboration", "Verantwortung für andere", "Rolle der Medien", "Umgang mit Tod und Gerechtigkeit" und und und. Ohne belehrenden Zeigefinger, sondern durch Personen, die in Situationen gestellt werden, die einem klar machen, wie schwer es in bestimmten Momenten ist, "richtig" zu handeln.
5) Weibliche Sicht
Ja, dabei mag ich dieses Etikett eigentlich gar nicht. Die Romane sind aber in vielen Punkten aus weiblicher Sicht geschrieben, und nicht aus männlicher Position. Das ist dezent, aber spürbar. In Situationen, wo männliche Autoren die (Action-) Handlung voranbringen, und die innere Handlung erst einmal zurückweichen lassen, ist es hier genau umgekehrt. Aber ohne daraus irgend einen Schmalzroman zu machen. Viele Punkte, bei denen die Frage "Was bedeutet mein Handeln für meine Familie, meine Freunde" nicht in männlicher Weise hinten angestellt wird ("Schmeisst die Bombe, dann sehen wir weiter..."). Gut gemacht.
6) Realistische Handlung
Es gibt dieses ungute Gefühl bei schlechten Romanen, wo man irgendwann zur Ansicht kommt, dass die Figuren irgendwie nicht "menschlich" handeln. Unrealistisch. Hölzern. Das ist hier nicht der Fall. Akzeptiere ich die Rahmenhandlung, dann bevölkern diese Trilogie wirkliche Menschen.
7) Cleverer Plot
Die Geschichte ist sehr clever konstruiert. Die Tatsache, dass die Hauptdarsteller aus genau dem Distrikt kommen, so wie er aufgebaut ist, entspricht ihre Lebensumgebung weitgehend unserer Zeit. Alle zukünftige Technik und kulturelle Weiterentwicklung, die eine Identifikation schwierig machen würden, ist in die Hauptstadt und andere Distrikte weggeschoben. So bleiben Hauptdarsteller und Umgebungen, mit denen man sich ohne Probleme identifizieren kann.
8) Mädchenbücher
Ja, spätestens ab Band zwei werden die Bücher sehr deutlich auf diese Zielgruppe zugeschoben. Aber ohne dass das zu penetrant werden würde. Natürlich geht es auch und gerade um eine Liebesgeschichte aus Mädchensicht: Erwachsen werdend, und doch die Veränderung noch gar nicht realisierend ("Katniss, Du hast immer noch keine Vorstellung, wie Du auf andere Menschen wirkst...!"). Nicht wissend, wie mit der Liebe zweier Jungs umzugehen ist, die völlig gegensätzlich sind. Und nicht wissend, wie sie diese Liebe mit der Liebe zu ihrer Familie vereinbaren soll.
Sicherlich nicht die typischen Jungenthemen - aber absolut realistisch und erfrischend in dieser ungewohnten Sicht.
8) Keine Schönfärberei
Wenn die Situation von einem schreckliche Dinge fordert, dann kann man nicht erwarten, dass Menschen mit einem Schulterzucken darüber hinweggehen. Das trifft einen. Alles andere ist unrealistisch. Hier schön geschrieben und glaubhaft rübergebracht.
9) Keine Wiederholung
Alle 3 Bände haben unterschiedliche Handlungen und Verläufe, jeder ist anders. Auch wenn man beim zweiten Band die Befürchtung haben konnte, dass ein Aufguss des ersten Bandes kommen würde - letztendlich war dann doch alles anders und sehr überraschend.
Der dritte Band dann sowieso.
10) Ein wirklicher Schluss
Gott sei Dank: Keine Fortsetzung möglich. Schluss und aus.
Eine kleines Happy End bei aller Katastrophe. Wie im richtigen Leben eben.
Unbedingt lesen!
Der Beitrag wurde am Donnerstag, 19. April 2012 veröffentlicht und wurde unter dem Topic Buecher abgelegt.
'10 Gründe, die "Tribute von Panem" zu LESEN'
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