initiativ-Wirtschaftsmagazin für Führungskräfte Tue Gutes
veröffentlicht in initiativ 4/2007






Sponsoring ist eine Domäne der großen Firmen. Schon immer haben es sich große Unternehmen nicht nehmen lassen, durch werbewirksame Unterstützung von sportlichen oder kulturellen Veranstaltungen ein günstiges Licht auf sich werfen zu lassen. Ein Engagement, das auch noch steuerlich abzugsfähig ist.
Ein Beispiel, das Schule machen sollte.


"So, Herr Lamber, hier ist die fertige Einkommenssteuererklärung. Tja, leider muss ich Ihnen sagen, dass die Steuerquote dieses mal sehr hoch ist. Sie haben zu gut gewirtschaftet..."
"Nun, wissen Sie, das Installationsgewerbe boom momentan, und ich..." Der Steuerberater unterbrach ihn mit einer knappen Geste.
"Schon richtig, aber da müssen wir etwas machen. So geht es nicht weiter! Sie wollen doch nicht nur fürs Finanzamt arbeiten, Oder?"
"Äh, nein."
"Genau. Sie brauchen also steuerabzugsfähige Positionen. Ich denke, ein Engagement im Bereich der Öffentlichkeit wäre da eine gute Lösung..."
"Ja, das finde ich gut. Eine Stiftung wäre schön. Die Ben-Lamber-Stiftung für unverschuldet in Not geratene Installateure. Das schwebt mir schon längere Zeit vor..." Er blickte sinnierend auf die Wand.
"Herr Lamber, wir wollen doch ernst bleiben! Um eine Stiftung finanziell ausstatten zu können, müssten Sie enorme Summen investieren. Und steuerlich ist das nicht ganz unproblematisch. Nein, wir müssen da etwas anderes finden."
"Wie wäre es mit der Unterstützung bedürftiger Personen? Ich könnte z.B. arbeitslose Jugendliche finanziell unter die Arme greifen. Oder Stipendien im Ort vergeben."
Der Steuerberater schnaubte ungeduldig.
"Herr Lamber , Sie sehen den Kern des Problems nicht. Wir müssen Ausgaben produzieren, die sich für Sie rechnen. Und das bedeutet, dass Sie die Ausgaben steuerlich als Geschäftsausgaben geltend machen müssen. Und da bleibt nur die Verbindung zur Werbung!"
"Ich würde aber lieber direkt helfen."
"Das ist lobenswert, aber nicht realistisch. Sie müssen als Werbesponsor auftreten. Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wen Sie denn gerne sportlich unterstützen würden?"
"Nun, ich bin eigentlich nicht sehr sportlich interessiert. Kann ich nicht die Restaurierung des Dorfgemeindehaus bezahlen?"
"Sie müssten im Gegenzug das Recht zum Aufhängen von Werbebannern oder auch die Nutzung einer Hauswand als Werbetafel erhalten – damit die Zuordnung der Kosten zum Werbeetat auch steuerlich gesichert ist. Und das ist bei öffentlichen Trägern nur schlecht durchsetzbar." Er zögerte "Glauben Sie, Sie könnten den Bürgermeister zum Tragen eines Werbeaufnähers verpflichten?"
"Nein, ich glaube nicht."
"Dann etwas anderes. Haben Sie vielleicht private Kunstausstellungen oder Museen vor Ort?"
"Hier in Blockendorf??"
Der Steuerberater blickte nachdenklich nickend durchs Fenster auf die Dorfsilhouette.
"Sehr schlecht. Da ihre Geschäftsaktivitäten auf das nahe Umfeld beschränkt sind, können wir auch nicht einfach in der nächsten Großstadt werben. Damit kämen Sie beim Finanzamt nicht durch. Hat ja für Sie auch keinen wirtschaftlichen Sinn. Was ist denn die größte sportliche Gruppe hier im Dorf?"
"Nun, wir haben hier die Trinksportgruppe Blockendorf"
"Das ist interessant. Wir statten den Verein mit kostenfreien Trainingsmitteln aus und verpflichten sie im Gegenzug, ein T-Shirts mit Ihrem Werbeaufdruck bei allen Wettkämpfen zu tragen. Der Verein hat doch sicher auch öffentliche Veranstaltungen. Zum Beispiel Läufe?"
"Nein, in der Öffentlichkeit torkeln die mehr."
"Sonstige Vereinigungen?"
"Wir haben da noch einen Club. Zur roten Lolita. Der soll einige Mitglieder haben"
"Na, das ist doch was. Sie spendieren Bettwäsche mit Werbeaufdruck, versprechen kostenfreie Installationsarbeiten, buchen dafür Rückstellungen und ich mache das für Sie steuerlich geltend. Natürlich sind die T-Shirts mit Werbeaufdruck unabdingbar. Wie lautet eigentlich Ihr Firmenmotto?"
"Wir machen Ihr Rohr frei."
"Oh. Das scheint mir in diesem Fall dann doch zu problematisch. Keinen Fußballverein?"
"Nein, aber wir haben eine Gruppe von Hasch-Rauchern hier"
"Wären die bereit, im Rahmen ihrer Aktionen Werbebanner von Ihnen zu tragen?"
"Ist das nicht schlecht, wenn mein Unternehmen mit solchen Aktivitäten in Verbindung gebracht wird?"
"Nein, die Telekom ist doch auch noch Radsportsponsor."
"Trotzdem lieber nicht."
"Dann bin ich leider steuerlich ratlos. Wollen Sie Ihr Geld nicht einfach versaufen?"
"Ist das steuerlich abzugsfähig?"
"Nein, aber Sie machen sich auch keine Sorgen mehr darum."

Klaus Marion
Der Beitrag wurde am Sonntag, 9. Dezember 2007 veröffentlicht und wurde unter dem Topic Satiren - initiativ abgelegt.
'initiativ Satire Oktober 2007'

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