Vielleicht muss man Ausländer sein, um einen objektiven Blick auf die Geschichte Deutschlands werfen zu können,ohne dass Erster und (besonders) zweiter Weltkrieg und alle damit verbundenen Greueltaten nicht die Frage "Was ist Deutschland für ein Land" bzw. "Was bedeutet es, Deutscher zu sein" in den Hintergrund treten zu lassen.
Der renomierte Direktor des British Museums, Neal McGregor, versucht mit der
Ausstellung Germany - Memories of a Nation sich dieser Frage zu nähern:
Wer sind denn eigentlich diese Deutschen? Und warum sind sie so, wie sie sind?
Ob VW-Beatle, Dürer, Luther, die Erfindung der Buchdruckkunst durch Gutenberg - er versucht sich anhand von Personen, Dingen und Ereignissen in einer Ausstellung dieser Frage zu nähern.
Bemerkenswert ist aber die dazugehörige 30-teilige BBC-4 Hörfunkreihe (als Podcast zu laden), in der diesen Themen jeweils 15 Minuten Erklärung und Hintergrund gewidmet werden.
Und es ist für das eigene (Geschichts-) Verständnis durchaus bemerkenswert, wie so manche Dinge vom Ausland gesehen werden - und wie viel daran als nachahmenswert und vorbildlich beschrieben wird.
So wird z.B. der integrierende Führungsstil unserer Kanzlerin in Europa nicht als Führungsschwäche oder Zaudern gedeutet, sondern als Ergebnis der jahrhundertelangen Notwendigkeit des "Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen", hunderte und tausende Fürstentümer, Freie Städte und Bistümer zu einer Zusammenarbeit zu bringen, gedeutet. Oder unserer föderales System, dass überraschender Weise funktioniert.
Die bewunderte Industrieleistung gerade des Mittelstandes wird als Ergebnis des historischen Handwerksständesystems und der später geschaffenen deutschen Dualen Ausbildung gesehen, bei der eine breite Masse ausgebildeter und fähiger (und selbstbewußter) Facharbeiter das Ergebnis ist.
Die Podcastfolgen sind zwar Englisch, aber gut zu verstehen (besonders schön, wenn Deutsche Wissenschaftler auf (D)Englisch versuchen, ihre Sachen zu sagen).
Auch in England ist diese Serie, die nicht nur den Holocaust und den Krieg beleuchtet, sondern eine Gesamtgeschichte zu schreiben versucht, nicht unumstritten - doch die mehrheitliche Meinung ist positiv. Zumal Deutschland seit Jahren eine immer bessere Reputation in England erlangt hat (ausgelöst übrigens durch unsere fröhlichen Fußball-WM 2006).
Das Bonmot sagt ja auch, dass Deutschland und England sich lieben - nur nie gleichzeitig.
Egal, ob man allen Urteilen der Autoren der Podcastfolgen zustimmen mag (nicht alles wird aus der Ferne unbedingt deutlicher), es gibt einem auf jeden auch selber einen anderen Blickwinkel.
Von Mo bis Freitag erscheint jeweils eine weitere Folge, momentan sind wir bei Folge 23.
30 Folgen sind erschienen.
Der Link zu den Podcasts: http://www.bbc.co.uk/podcasts/series/germany
Der Beitrag wurde am Mittwoch, 29. Oktober 2014 veröffentlicht und wurde unter dem Topic Verschiedenes abgelegt.
'Germany - Memories of a Nation'
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